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Das Lostorfer Gemeindemagazin

«ME HET DE WERNLI EIFACH GERNLI»

Ein Besuch bei Herrn Fritz Wernli, dem Erfinder des Choco Petit Beurre

Dank unserer gemeinsamen Freundin, Sibylle Scherer, darf ich Herrn Fritz Wernli in seinem Heim besuchen. Voll Energie und Lebensfreude strahlt uns auf dem Parkplatz des Altersheims Schlossgarten in Niedergösgen ein rüstiger, charmanter Herr entgegen. Er begrüsst uns herzlich und informiert uns sogleich, dass er seiner Treuhänderin mitteilte, er habe heute keine Zeit für sie, er werde fürs 3Rosenblatt interviewt. Auf dem Weg zu seinem «kleinen Reich» fällt sofort auf, dass Herr Wernli wir früher mit seinen Angestellten auch bei den Mitbewohnern sehr geschätzt wird. Überall hören wir – «Grüezi Herr Wernli!».

In seiner Wohnung komme ich aus dem Staunen kaum heraus. Überall hängen geniale Bilder. Herr Wernli war nicht nur ein beliebter «Patron alter Schule», es ist ein grossartiger Kunstmaler. Er liebt es, Portraits und Blumen zu malen. Eigentlich wollte er Kunstmaler werden und dies, seit sein Vater, Gründer der Firma Wernli, ihn als kleinen Bub in das Atelier eines Berner Künstlers mitgenommen hatte. Doch dieser riet ihm, einen «richtigen» Beruf zu erlernen. So begann er eine Lehre als Konditor in St. Gallen, welche er jedoch nach einem Jahr abbrach und stattdessen eine Handelsschule im Welschen absolvierte. Die Malerei blieb von nun an sein Hobby – das Kreative habe ihn immer begleitet. Da sein Vater schon früh verstarb, stand Fritz Wernli bereits mit 29 Jahre an der Spitze des Unternehmens.

Zusammen mit seiner Frau und den vier Kindern (drei Töchter und ein Sohn) wohnte er bis ins Jahr 1963 in Trimbach. Er arbeitete tagsüber in der Firma und nachts engagierte er sich für die Gemeinde, dir Kirche und das Parteileben, bis sein Arzt ihm ins Gewissen redete, dass er so nicht alt werden würde. So zog er im gleichen Jahr mit seiner Familie nach Lostorf. Die Kinder waren vom Umzug aufs Land gar nicht begeistert. Der damals in Lostorf noch unbekannte Fritz Wernli gewann auch hier schnell die Herzen der Bevölkerung. Ob es wohl an der ländlichen Idylle lag, dass gerade hier die Geburtsstunde des Kult-Guetzlis Choco Petit Beurre war?

Fritz Wernli war und ist die Familie immer sehr wichtig. Dass keines seiner Kinder in die Firma einstieg, konnte er verschmerzen. Sie sollten ihrem Wunschberuf nachgehen können. Nach und nach zogen die Kinder aus dem trauten Heim aus. in der Zwischenzeit hat sich Lostorf sehr stark verändert. Hier ging er wieder häufiger seinem Hobby, der Malerei, nach. Den Erlös von 60 000 Franken aus 3 Ausstellungen seiner Bilder spendete er vollumfänglich einer Stiftung für Strassenkinder. Er porträtierte selbst seine Konkurrenten und schloss so Unternehmerfreundschaften. Fritz Wernli ist glücklich, dass er sein Lebenswerk nach der Pension in die guten Hände der Firma Hug legen konnte. Es hatte zwischenzeitlich ca. 250 bis 400 Angestellte. Mit 25 Angestellten aus seiner Zeit als «Patron» pflegt er heute noch regelmässig Kontakt.

Im Jahre 2012 verstarb leider seins geliebte Frau. Fritz Wernli umsorgte sie bis zu ihrem Hinschied äusserst liebevoll und bekochte sie täglich mit feinen Menus, deren Rezepte er in der Coop-Zeitung las. Nicht alle Rezepte waren immer gut, sie waren jedoch abwechslungsreich. Vor anderthalb Jahren beschloss Fritz Wernli, ins Altersheim Schlossgarten zu ziehen. Sein Haus in Lostorf schien ihm zu gross für sich alleine. Er ist jedoch nach wie vor alleiniger Besitzer dieser Liegenschaft. Eine gute Seele schaut zu Haus und Garten. Jährlich einmal grilliert er dort mit Familie und lieben Freunden. Fritz Wernli ist seit einigen Jahren auch Urgrossvater. Hier im Altersheim Schlossgarten gefalle es ihm sehr gut. Es sei wie im Hotel. Die Leute seien alle sehr hilfsbereit, freundlich und zuvorkommend.

Auf die Frage nach dem Geheimnis für sein hohes Alter, Herr Wernli ist 97-jährig, verriet er uns sein persönliches Rezept: gesund essen, viel Bewegung und jeden Abend ein Bierchen! Es sei ihm nicht wichtig, 100 Jahre alt zu werden, sondern jeden Tag zu geniessen!

Nach dieser interessanten, amüsanten, humorvollen, bereichernden Begegnung mit Herrn Fritz Wernli steht fest – man muss «den Wernli einfach gernli» haben!

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