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Das Lostorfer Gemeindemagazin

OJALO OFFENE JUGENDARBEIT LOSTORF

Das Pfarrhaus Lostorf ist ein markantes Gebäude am südlichen Dorfeingang, welches aber mangels Pfarrer seit längerem nicht mehr bewohnt ist.
Vor kurzem ist aber wieder etwas Leben in die altehrwürdigen Gemäuer eingekehrt. Einerseits durch die Kindertagesstätte «Kinderburg», welche durch ein grosses Plakat an den Fenstern auf sich aufmerksam gemacht hatte, und da wäre auch noch die «OJALO». Die OJA..was?

Seit 2013 wird im Martinskeller, im Erdgeschoss des Pfarrhauses, Jugendlichen ein betreuter Treffpunkt angeboten. Bei einer kurzen Stippvisite an einem Freitagnachmittag trafen wir auf einige Jugendliche, welche im ehemaligen Tankraum fleissig am hämmern und sägen waren, um ihrem Traum eines eigenen Jugendraumes etwas näher zu kommen. Das «3 Rosenblatt» konnte sich mit den Jugendarbeitern Stefanie Wyss und Raffael Stampbach über ihre Arbeit mit der Lostorfer Jugend und dem nach wie vor fehlenden, ständigen Jugendtreff unterhalten.

Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?
Stefanie: Ursprünglich wollte ich Lehrerin werden, konnte aber das Lehrerseminar in seiner alten Form nicht mehr besuchen. Da ich nicht noch mehrere Jahre nur eine schulische Ausbildung machen wollte, entschied ich mich statt der Eidgenössischen Matur, für den Weg über die Berufslehre mit anschliessender Berufsmaturität. Weil ich in meiner Freizeit gerne nähte, bot sich die Professionalisierung des Hobbies an. Während meines Volontariates an einer staatlichen Primarschule in Ecuador kam ich jedoch mehr und mehr von der Idee des Lehrerberufes weg und informierte mich anstellt für Berufsfelder in einem offenen Bereich, wo ich mit Soziokultureller Animation fündig wurde.
Raffael: Da mich mein erlernter Beruf bei der Schweizerischen Post nicht mehr zufrieden stellte, befasste ich mich intensiv mit einer Neuausrichtung. Als der Entschluss da war, meinen erlernten Beruf hinter mir zu lassen, bewarb ich mich auf eine Praktikumsstelle in einer stationären Einrichtung für verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche. Nachdem ich in diesem Jahr viele tolle Erfahrungen sammeln konnte, beschloss ich, die 4-jährige Ausbildung zum Sozialpädagogen in Angriff zu nehmen.

Macht es Ihnen Spass? Was begeistert Sie an dem Beruf?
Stefanie: Ja sehr. Mich begeistert die Ressourcenorientierung: Meiner Arbeit besteht darin, die Jugendlichen gemäss ihren Wünschen und Bedürfnissen zu begleiten und zu unterstützen.
Raffael: Der Beziehungsaufbau zu den Kindern und Jugendlichen steht für mich im Vordergrund. Es bereitet mir Freude, sie auf ihrem Weg zum Erwachsen werden zu begleiten. Ausserdem ist es ein sehr abwechslungsreicher Beruf.

Empfehlen Sie den Beruf weiter?
Stefanie: Ja, denn die Ausbildung vermittelt einem ein sehr gutes Rüstzeug um selbständig arbeiten und entscheiden zu können. Soziokultur beinhaltet vor allem Projektarbeit in Gruppen, wohingegen Sozialpädagogik vielfach in einem institutionalisierten Rahmen stattfindet und Sozialarbeit auf einzelne Personen konzentriert ist.
Raffael: Ja, wenn man gerne mit Menschen arbeitet um gemeinsam einen Weg zu beschreiten, ist dies sicher ein erfüllender und intensiver Beruf. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Vielfalt der verschiedenen Arbeitsbereiche kennen zu lernen.

Was bereitet Ihnen in diesem Beruf Schwierigkeiten?
Stefanie: Eine der Herausforderungen ist, dass wir in einem Spannungsfeld verschiedener Anspruchsgruppen stehen: die Geldgeber sind nicht die primären Leistungsempfänger, zudem ist der Wirkungsnachweis schwierig zu erbringen. Ob sich Jugendliche im Sinne der Gesellschaft entwickeln und welche Einflussfaktoren gewirkt haben, ist erst spät und selten direkt nachweisbar.
Raffael: Da ich noch nicht lange in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit tätig bin, sehe ich auch das Spannungsfeld, das Stefanie Wyss beschreibt, als grosse Herausforderung. Im Stationären Bereich ist eine grosse Herausforderung die Interdisziplinäre Zusammenarbeit. Damit sich Kinder und Jugendliche innerhalb einer stationären Einrichtung gut entwickeln können, sollten alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Dies ist nicht immer so einfach.

Ist es schwierig, alle Jugendlichen zu mögen / gleich zu behandeln?
Stefanie: Das ist die allgemeine Herausforderung in sozialen Berufen: unser Arbeitsinstrument sind wir selbst- unsere Persönlichkeit spielt immer mit rein. Dabei macht die Professionalität aus, dass Wertung und Bewertung stets hinterfragt werden und «Gleiches» gleich und «Ungleiches» ungleich behandelt wird.
Raffael: Ich bin klar der Meinung, dass für alle dieselben Grundregeln / -rechte gelten. Da aber kein Mensch gleich ist wie der andere, habe ich nicht das Gefühl, dass ich alle gleich behandeln muss. Die Bedürfnisse der Jugendlichen sind so unterschiedlich wie meine Handlungsweisen. Wie Stefanie Wyss bereits erwähnt hat, ist es sehr wichtig, sein Handeln zu reflektieren, damit keine Wertungen in Bezug auf die Persönlichkeit der Jugendlichen entstehen und man allfällige Korrekturen in seinen eigenen Handlungsweisen anbringen kann.

Jugend (Frei-) Räume
Auf ihrem Weg zum erwachsen werden brauchen Jugendliche Platz für ihre Interessen.
Jugendkultur braucht Freiräume, die zum Gestalten und Mitwirken einladen, Freiräume, die den Bedürfnissen
der Jugendlichen entsprechen.
Auch in diesem Bereich ist die Offene Jugendarbeit tätig. Sie schafft, unterstützt und begleitet verschiedenste Arten von Freiräumen bzw. Treffpunkten in Innen- oder Aussenräumen. Sie begleitet die Jugendlichen bei der Gestaltung dieser Treffpunkte, motiviert und unterstützt sie in ihren Projekten und geht auch aktive auf die Jugendlichen zu.

Kann man davon leben? Ist es ein Vollzeitjob? Arbeiten Sie noch anderswo?
Stefanie: Ja, es ist ein bezahlter Job. Ich bin zu 100% beim Verein Infoklick.ch angestellt und arbeite innerhalb dieses Pensums zurzeit 60% für die Offene Jugendarbeit Lostorf und die restlichen 40% für kantonale (Jugendpolittag Kanton Solothurn) und nationale (diverse Mädchenwochen) Projekte.
Raffael: Ich bin mit einem Stellenpensum von 80% beim Verein Infoklick.ch angestellt. Neben der Offenen Jugendarbeit in Lostorf arbeite ich in der Kinder- und Jugendförderung in Solothurn und absolviere das berufsbegleitende Studium zum Sozialpädagogen HF.

Leisten Sie diese Arbeite alleine?
Stefanie:
Bisher grösstenteils. Da ich mich bei erscheinen des Magazins in Mutterschaftsurlaub befinde, hat sich mein neuer Arbeitskollege Raffael Stampbach bereits eingearbeitet. Danach teilen wir uns unsere Arbeit je zur Hälfte.

Jugendkommission
Die Jugendkommission ist im steten Austausch mit den Jugendarbeitern und dient als Bindeglied zwischen der Jugendarbeit, dem Verein Infoklick, dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit und stellt sich den damit verbundenen Fragen und Anliegen. Sie versteht sich als Lobby für die Jugend, nimmt deren Anliegen auf, hilft, sie – im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten – umzusetzen und fördert das Mitspracherecht der Jugendlichen.

Was tun Sie hier überhaupt?
Stefanie: Die Gemeinde Lostorf hat der Offenen Jugendarbeit Lostorf eine Räumlichkeit zur Verfügung gestellt, welche den Jugendlichen und ihren Bezugspersonen am Mittwoch- und Freitagnachmittag von 13.30 – 18.30 Uhr als Anlaufstelle dient. Diese Räumlichkeit ist gleichzeitig unser Büro und beinhaltet zudem eine Infothek zu allen relevanten Jugendthemen (Ausbildung, Berufswahl, Beziehungen, etc.). Des Weiteren bietet sie Raum für Gespräche und zum Verweilen. Wir leisten Hilfestellung und vermitteln bei Bedarf an andere Institutionen weiter.
Raffael: Wir machen zudem einmal wöchentlich die sogenannte «Aufsuchende Jugendarbeit» im Dorf. Da besuchen wir in den Abendstunden öffentliche Plätze, wo sich Kinder und Jugendliche gerne aufhalten. In diesem Setting finden oft niederschwellige Beratungsgespräche statt. Es werden auch Themen wie Littering oder die Rücksichtnahme auf Anwohnende bezüglich Lärm, etc. angesprochen.

Im Jahr 2013 war die OJALO 36-mal im Dorf unterwegs und an Veranstaltungen wie Dorfmäret, JungbürgerInnen-Feier und LOGA.

Wie ist das Verhältnis zur Gemeinde?
Stefanie: Unser Verhältnis ist sehr gut. Wir stehen in regelmässigem Kontakt, sei es mit der JuKo, der Gemeindeverwaltung oder der Finanzverwaltung. Jährlich verfassen wir zudem einen ausführlichen Rechenschaftsbericht über unsere Arbeit sowie einen Jahresbericht für die Bevölkerung.

Was wünschen Sie sich von der Gemeinde?
Stefanie: Dass es so weiter geht, wie bis anhin. Was noch offen ist, ist ein Jugendraum: Ein Raum, den die Jugendlichen gestalten und weitestgehend selbständig verwalten können. Zudem wünsche ich mir, dass die Gemeinde/Bevölkerung den Wert der Jugendarbeit anerkennt und das Projekt nicht nach drei Jahren Aufbauarbeit wieder versenkt wird.
Raffael: Diesen Worten kann ich mich nur anschliessen

Und ein Wort zum Schluss
Stefanie: Die Jugend ist unsere zukünftige Generation – es lohnt sich also in sie zu investieren!
Raffael: Wir waren alle einmal Jugendliche; was dachten wohl damals die Erwachsenen über uns?

Ausblick:
2. Jugendmitwirkungstag Lostorf
Datum: Samstag, 15. Nov. 2014
Ort: Aula, Schulhaus 1912
Zeit: 14:00 – 18:00 Uhr
Themen: Mobile Jugendräume,
Clean Day/Littering, 1. Mai-Fest

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